Persönliche Erinnerungen von Thomas Blaha

Ich lernte Konrad Bögel am Anfang der 90er Jahre kennen, nämlich sehr bald nach dem Fall der Mauer in Jena im damaligen Institut für bakterielle Tierseuchenforschung der DDR-Akademie für Agrarwissenschaften. Er war einer der allerersten „Westler“, die zu uns kamen, um uns „in der freien Gemeinschaft der wissenschaftlich arbeitenden Veterinärmediziner“ zu begrüßen. Und, typischer geht es nicht für Konrad Bögel, eröffnete er uns fröhlich, dass er alle unsere wissenschaftlichen Publikationen über die Jahre verfolgt hätte und dass er tief beeindruckt sei von der im „Osten“ gepflegten Präferenz der Prävention vor dem Nur-Heilen und von dem weit entwickelten populationsmedizinischen Denken, das er für eine wichtige Prämisse der Prävention hielt. Da ich gerade vor dem Mauerfall ein Fachbuch zur Epidemiologie der nach O.I.E.-Listen meldepflichtigen Tierseuchen veröffentlicht hatte, entwickelte sich sehr schnell eine „Bruder-im-Geist“ Beziehung zwischen mir und dem bald zum väterlichen Freund werdenden Konrad Bögel. Es dauerte nicht lange und er lud mich, noch immer in Jena arbeitend, zur aktiven Teilnahme an mehreren WHO-Workshops ein. Es ging im ersten Workshop in Teramo (Italien) um Tierseuchenprophylaxe (es gibt davon Bilder, wie wir uns augenzwinkernd über die italienische „Grand Opera“ des damaligen Leiters des Tiergesundheitsamtes in Teramo amüsiert haben). In den darauffolgenden Workshops, an denen ich dann als frisch berufener Professor der Tierärztlichen Hochschule teilnahm, ging es dann bereits Mitte der 90er Jahre um die heute noch hochaktuellen Fragen der Antibiotikaresistenz – eine der damals vielen visionären Anregungen von Konrad Bögel. Die Resistenzproblematik hat dann Klaus Stöhr, den Konrad Bögel wie mich als „Epidemiologieaffinen“ jungen Wissenschaftler im Institut für Epidemiologie der Akademie der Agrarwissenschaften in Wusterhausen „entdeckt“ hatte, als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Department Veterinary Public Health weitergeführt.

Zusammen mit Walter Lehmacher, dem Vorgänger von Lothar Kreienbrock an der Tierärztlichen Hochschule, und Konrad Bögel gab es intensive Überlegungen, wie die Tierärztliche Hochschule Hannover sich in die Aktivitäten der von Konrad Bögel geleiteten WHO-Abteilung für Veterinary Public Health einbringen könnte. All diese sehr faktischen Erinnerungen werden aber überstrahlt von der ansteckenden Fröhlichkeit und von klugem Humor einer immer vorhandenen Lachbereitschaft unseres Förderers Konrad Bögel.

Als komprimierte Aussage zu Konrad Bögel fällt mir zu allererst ein: Er mochte Menschen und wurde im Gegenzug gemocht und für seine immer fröhliche und ansteckende Motivationsfähigkeit bewundert.